Statement zur SPIEGEL TV Reportage
Dass Duisburg vor immensen Herausforderungen steht, ist jedem klar, der mit offenen Augen und offenem Herz durch unsere Heimatstadt geht. Dieses Schicksal teilt sie mit den anderen Ruhrgebietsstädten, die hart vom Strukturwandel, vor allem aber von Notstandshaushalten bei gleichzeitiger Ideenlosigkeit der Kommunal- und Landesregierung getroffen sind.
Die prekären Zustände Duisburgs und der Nachbarkommunen sollten Ansporn für eine journalistische Berichterstattung sein, die sich durch einen Mut zur Darstellung der Wirklichkeit und zu intensiver Recherche äußert. Ein Gegenbeispiel zu diesem Ideal ist die SPIEGEL TV Reportage „Brennpunkt Duisburg: Abgehängt und vergessen“, veröffentlicht Anfang Juli, Stand eine Woche später: 2.281.570 Aufrufe, 10.296 Kommentare.
Diese ergeht sich in journalistischem Elendstourismus auf dem Niveau eines RTL 2-Sozialpornos, begnügt sich mit dem Abfilmen von Sperrmüllbergen und Wortspenden von Anwohnern ohne Einordnung in soziale und gesellschaftliche Zusammenhänge. Eine Suche nach Ursachen oder eine Analyse von Gründen findet nicht statt.
Stattdessen werden wir Zeug:innen, wie die Duisburger:innen gegeneinander ausgespielt werden: Migrant:innen verschiedener Herkunft gegen Arbeiter:innen, gegen Menschen ohne Arbeit. Vice versa, Teile und herrsche. Die politisch Verantwortlichen zu konfrontieren oder die Entscheidungen eines Vorstandes für einen tausendfachen Stellenabbau offen zu legen liegt nicht im Interesse einer abgestumpften Clickbait- Berichterstattung, die ihre Wirkung nur noch über Zugriffszahlen und die zahlreiche Nutzung der Kommentarfunktion definiert. DER SPIEGEL und seine medialen Ableger sind ein tragisches Beispiel für den fortlaufenden Niedergang des ehemaligen Qualitätsjournalismus: vom „Sturmgeschütz der Demokratie“ zur Giftspritze des Neoliberalismus.
Zu Oberbürgermeister Sören Link fällt uns nicht mehr viel ein, es wundert schon nicht mehr, dass er nicht willens und in der Lage war, ein persönliches Statement abzugeben.
Die Linke Duisburg führt regelmäßig Haustürgespräche in Stadtteilen wie Marxloh und Neumühl. Auch waren wir teils schon mit Menschen im Gespräch, die in den in der SPIEGEL Reportage gezeigten Wohnblöcken leben. Was wir dort erfahren haben, wird in der Reportage völlig außenvorgelassen. Die Menschen fühlen sich abgehängt, von der Stadt völlig im Stich gelassen und haben absolut kein Vertrauen mehr darin, dass politische Entscheidungsträger:innen willens und in der Lage sind, sich um die realen Probleme vor Ort zu kümmern.
Stattdessen müssen sie Angst haben, aus heiterem Himmel von der städtischen „Taskforce Problemimmobilie“ geräumt zu werden. Diese Räumungen lösen kein Problem, sie führen einzig und allein zu einer Verdrängung von Menschen, noch mehr Perspektivlosigkeit und einer Spaltung in der Gesellschaft.
Deshalb fordern wir:
- Taskforce abschaffen – solidarische Strukturen aufbauen
- Wohnen ist ein Menschenrecht – Zwangsräumungen verhindern
- Transparenz statt Willkür: Die Stadtverwaltung muss gegenüber der Öffentlichkeit ihren Umgang mit Immobilien erklären
- Soziale, kommunale Wohnraumpolitik statt Gentrifizierung und Ausgrenzung: Die Stadt Duisburg muss der privaten Immobilienspekulation ein Ende setzen!
- Bewohner*innen, Mieter:innenvereine und Stadtteilinitiativen sind aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen – nicht nur als Betroffene, sondern als gleichberechtigte Akteur:innen
Die Linke Duisburg steht für ein solidarisches Miteinander aller Bürger:innen dieser Stadt. Wir werden nicht aufhören, für diese Zukunft zu kämpfen – Niemals allein, immer gemeinsam!
