500 Menschen gegen Rassisten – Pro NRW in die Schranken gewiesen

Ausgerechnet am 75. Jahrestag der Reichsprogromnacht, am 9. November 2013, wollte die Rechte in Duisburg aufmarschieren. Dass daraus nur eine kurze Strecke in Neumühl und gerademal 30 m Raum in Rheinhausen wurde, ist vor allen Dingen dem Bündnis „Erinnern heißt Handeln“ zu verdanken. Die vorwiegend jungen Leute stellten sich entschlossen den Rassisten in den Weg und nahmen dabei in Kauf, mit unangemessener Härte von der Polizei behandelt zu werden. Die hatte die von Pro NRW angemeldeten Plätze jeweils weiträumig mehrfach abgesperrt. Gerade so, als müsse mit einer Massendemonstration gerechnet werden. Dabei waren es in Neumühl gerade mal knapp 20, in Rheinhausen jedoch bereits eine Busladung, die wegen der Protestaktionen von einer Polizei-Escorte umgeleitet werden musste.

Die Fahne der VVN als Orientierungspunkt

Zur Demo aufgerufen hatten mehrere Initiativen, Organisationen und Gruppen aus Duisburg, darunter das Netzwerk gegen Rechts, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten – VVN, DIE LINKE Duisburg, DU it yourself, ATIF, Linke Liste.SDS der Uni Duisburg-Essen, Piratenpartei, unterstützt von Einzelpersönlichkeiten wie z.B. unserer Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen (DIE LINKE). Am Treffpunkt Hamborner Rathaus fand zum selben Zeitpunkt die vorgezogene Eröffnung des Karnevals statt, sodass zunächst unklar war, von wo aus die Demo starten wird. Hier und auch später in Rheinhausen bot die Fahne der VVN eine gute Orientierung und lotste alle zur richtigen Stelle. „Kein Mensch ist illegal – Bleiberecht überall“ „Die Menschenwürde wird verletzt – wenn Duisburg gegen Roma hetzt“, riefen die Demonstrierenden bis zur Ankunft an der polizeilichen Absperrung in Neumühl. Um den massiven Polizeieinsatz zu rechtfertigen, rannten immer wieder mehrere Polizisten gleichzeitig mit Helm und Atemmaske hin- oder her. Offenbar sollte so der Eindruck entstehen, es ginge eine akute Gefahr von dem festgesetzten Demonstrationszug aus. Dabei blieb es dort bei lauten Rufen und einer friedlichen Kundgebung. 50 m davon entfernt der Versammlungsort der Pro NRW- Leute. Dieses Mal blieb der Zuspruch von Anwohnern aus. Aber es gab von ihnen auch keinen Widerspruch. Den übernahmen die Teilnehmer des Bündnisses „Erinnern heißt Handeln“, indem sie in unmittelbarer Nähe von zwei Seiten die Hetzreden der Rechten störten. Ideenreich bringen die vorwiegend Jugendlichen ihren Protest zum Ausdruck. „Haut ab“ rufen sie den Rechten zu und zeigen den am ausgestreckten Arm hoch gehaltenen Mittelfinger. Auch hier ein ruppiges Verhalten der Polizei. Es wird überreagiert und 2 Jugendlichen ihre roten Fahnen entrissen und zertrümmert. Im Polizeibericht liest sich das später so: ein Mann schlug mit seiner Fahnenstange auf Polizisten ein. Vom Geschehen abgewandt unternahm zeitgleich das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage einen „GeDenkspaziergang“ von der Lehrer- zur Fiskusstraße und überließen den Rechten das Feld. Realitätsfern erklärte Bürgermeister Lensdorf dort „Für Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rassismus haben wir in Duisburg keinen Platz“, obwohl 100 m weiter am Hohenzollernplatz und auf der Schroerstraße „Kein Asyl in Neumühl“ skandiert wurde. „Verhindern können wir das nicht“ hieß es in der Einladung des Bündnisses, dem auch der DGB angehört. Derselbe DGB Duisburg, der noch vor wenigen Monaten am 2. Mai, dem 80. Jahrestag der Zerschlagung der Gewerkschaften und Ermordung seiner führenden Köpfe gedachte. In Duisburg sei kein Platz für linke und rechte Krawalltouristen, heißt es weiter in dem Text. Rassisten und ihre Gegner, rechte Ideologie und linke Gegenwehr gleichsetzen? Das geht gar nicht! Duisburg kann stolz sein auf seine Jugendlichen, die sich dem rechten Mob mutig entgegenstellen. Das ist Zivilcourage – Keine Toleranz für Rassismus! Die Rechten wollen wiederkommen. Am 7. Dezember zu den selben Orten in Neumühl und Rheinhausen. Duisburg stellt sich quer – was sonst?